Trennungen tun weh. Besonders demjenigen, der sie nicht ausgesprochen hat. Aber auch für den, der sich trennt, ist es oft keine leichte Entscheidung, diesen endgültigen Schritt zu gehen.
Die Trennungsbewältigung verläuft in vier Phasen, wobei die natürlich nicht in Stein gemeißelt sind und für jeden leicht unterschiedlich verlaufen. Sich bewusst zu werden, in welcher Phase man sich gerade befindet, kann helfen. Man hat den Eindruck, etwas die Kontrolle zurück zu erlangen und mit den negativen Gefühlen leichter umgehen zu können, wenn man weiß: das, was ich gerade durchmache, ist normal. Millionen anderer Menschen sind da auch schon durchgegangen oder gehen auch in diesem Moment da gerade durch, und ich bin nicht alleine.
Wenn es einem aber so schlecht geht, dass das Gefühl einem komplett überwältigt, macht es Sinn, sich Hilfe zu holen. Bei einem Einzel- oder Paartherapeuten. Wir kennen Methoden, mit denen man sich etwas Erleichterung schaffen kann, haben ein offenes Ohr und wir können auch herausarbeiten, woran die Beziehung letztendlich gescheitert ist.
1. Phase: Nicht wahrhaben wollen
Viele kommen zu mir in die Praxis, um von mir die Bestätigung zu bekommen, dass es noch Hoffnung gibt. Dass er oder sie es nicht so gemeint haben kann. Ich höre zwar immer wieder einen Satz dazwischen, dass der oder die Ex eigentlich ganz furchtbar war und die Trennung richtig ist, aber die Hoffnung ist unbestritten einfach noch da. Egal, wie schlimm die Beziehung war (Ausnahmen bestätigen die Regel). Das bedeutet aber auch, dass oft der Kontakt weiterhin aktiv gesucht wird. Eine kurze SMS, ein kurzer Anruf wegen etwas Belanglosem, ein „zufälliges“ über den Weg laufen. Dieser Wunsch nach Kontakt ist natürlich auch verständlich, denn bis dahin war er meist ja täglich da. Ein Kontaktabbruch ist wie ein Drogenentzug, und rein biochemisch gesehen, ist er das auch. Auch wenn es noch so schwerfällt: ziehen Sie sich zurück, unterlassen Sie unnötige Kontaktaufnahme, und wenn Kinder im Spiel sind, können auch die erst einmal über Freunde oder Großeltern übergeben werden. Halten Sie den Ball flach, und geben Sie der Sehnsucht nicht nach! Jetzt macht es Sinn, sich Halt bei Freunden zu suchen und/oder sich den Frust bei einem Profi von der Seele zu reden. Ihr Nervensystem schlägt Alarm und Sie fühlen sich nicht sicher. Jetzt ist es gut, jemanden zu haben, der Sie unterstützt.
2. Phase: Gefühle brechen auf
Sie haben die Trennung dann letztlich doch akzeptiert, das ist gut. Das hält Sie aber nicht davon ab, ein gewaltiges Ab und Ab der Gefühle zu durchleben. Große Trauer, Wut, Verzweiflung und auch Sehnsucht wechseln sich ab. Auf einmal erinnert man sich an die tollen Momente und vergisst die schlimmen. Unbändige Wut auf den anderen, dass er Ihr Leben „zerstört“ hat folgt auf einen Zustand der tiefsten Erstarrung. Starke Selbstzweifel wechseln sich ab mit dem erleichterten Gefühl, dass es endlich vorbei ist und Sie positiv in die Zukunft blicken können. Es sind einfach unterschiedliche Anteile in uns, die je nach der Stimmung des Momentes an die Oberfläche kommen und extrem gegenteilig sein können. Diese Phase der Verarbeitung ist wichtig. Hier helfen zwei Dinge: zum einen ist es gut, in sich hinein zu spüren. Wie geht es Ihnen gerade, welches Gefühl genau fühlen Sie gerade? Lassen Sie es zu, denn dann kann es auch wieder gehen. Und zum anderen macht es auch hier wieder Sinn, sich etwas abzulenken und nette Freunde zu treffen, die einem beistehen und trösten können. Aber denken Sie daran: die Freunde helfen Ihnen gerne- bis zu einem bestimmten Punkt. Dann wird es für den einen oder anderen vielleicht zu überfordernd. Wenn Sie mehr Beistand brauchen, holen Sie sich Hilfe.
3. Phase: die Neuorientierung
Die negativen Gefühle werden langsam weniger. Das Gehirn empfindet die ehemalige Beziehung nicht mehr so als Komfortzone, in die es unbedingt zurück will, sondern lässt Gedanken an die Zukunft zu. An eine, in der der oder die Ex nicht mehr vorkommt. Auch das Selbstwertgefühl erholt sich langsam und lässt neue Hoffnung aufkommen. Planen Sie schöne Dinge, schauen Sie, was Ihnen gut tut. Dass dabei Gedanken an die Ex-Liebe hin und wieder reinspielen, ist normal und nicht schlimm. Fangen Sie an, Pläne zu machen. Nicht nur für morgen und nächste Woche, sondern auch für den Sommer, für das nächste Jahr, für die berufliche Veränderung, für ein „Leben in geil“. Vielleicht schreiben Sie auch so langsam mal für sich auf, wie die nächste, neue Beziehung aussehen soll. Wie möchten Sie sich fühlen mit dem Partner, was möchten sie erleben?
4. Phase: der Neuanfang
Sie sind bereit für ein neues Leben, herzlichen Glückwunsch! Sie können wieder genießen und positive Gefühle zulassen. Setzen Sie sie jetzt um- die Sachen, an die Sie in der Neuorientierungs-Phase schon gedacht haben! Das, was Sie glücklich macht. Es steht Ihnen alles offen, machen Sie das Beste draus!
Wie lange dauern die einzelnen Phasen der Trennung?
Das kann man nicht pauschal beantworten, was aber eine Tatsache ist: je mehr man sich als Opfer fühlt, desto länger dauern die ersten Phasen. Es gibt Menschen, die leiden 20 Jahre unter einer Trennung und meinen, der Ex sollte sich schlecht fühlen, weil es ihnen doch so schlecht geht. Aber das ist wie Gift schlucken und hoffen, dass der andere umfällt. Der ist nämlich schon längst wieder in neuen Abenteuern unterwegs und leidet mitnichten. Übernehmen Sie also SOFORT Verantwortung für Ihren Anteil an der Beziehungs-Dynamik. Je schneller Sie daraus lernen, desto schneller sind Sie auch bereit, wieder etwas Neues zu wagen und sich zu erlauben, wieder glücklich zu sein.
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